Mitbekommen? Die Debatte um die Verleihung des „Herz aus Stein“ von Ärzte gegen Tierversuche für die Forschung an Nacktmullen? Hier die Pressemittleilung des Max-Delbrück-Centrum dazu. Ich bin Psychologin. Also heute ein Psychotest für euch. Hochvalide, versteht sich.
Du hast ein Problem mit einem speziellen Tierversuch und möchtest dagegen angehen. Was tust du?
a) Ich informiere mich über die Rahmenbedingungen, zum Beispiel ob es Ersatzmethoden mit ähnlicher Aussagekraft überhaupt gibt. Ich sehe mir an, wofür die gewonnenen Erkenntnisse genutzt werden können und berücksichtige dabei, dass der Nutzen nicht in der sofortigen Anwendung bestehen muss, sondern auch die Grundlage für weitere Forschung oder neue Mechanismen darstellen könnte. Ich sehe mir die Versuchsbedingungen an und überlege kritisch, ob sich Parameter verändern lassen, um die Bedingungen für das Tier zu verbessern.
Wenn ich dann immer noch Bedenken habe, formuliere ich diese sachlich und spreche den Forscher in einer geregelten Diskussion darauf an.
b) Ich vergebe einen extrem emotional gefärbten Negativ-Preis, um sicherzustellen, dass die Debatte nicht inhaltlich geführt wird, sondern basierend auf Wut und Empörung. Dabei stempele ich die Forschung an sich als vollkommen nutzlos ab und tue so, als ginge es hier nur um perverse Neugier. „Ha ha, lass uns mal zusehen, wie ein Nacktmull stirbt.“
Ich gehe den Forscher direkt und persönlich an und erkenne ihm als Individuum alle empathischen Emotionen ab (Anmerkung: Namen des Preises entsprechend wählen!). Die Story verbreite ich flächendeckend, um zweitklassigen Medien die Möglichkeit zu geben, die emotionale Färbung noch weiter hochzuschrauben und mich weiter von den Fakten zu entfernen.
Zum Abschluss impliziere ich noch, dass der Versuch, den ich mir herausgesucht habe, absolut repräsentativ für die gesamte Tierversuchslandschaft ist. Und ignoriere die Tatsache, dass Tierversuche mit solch hoher Belastung die absolute Minderheit darstellen.
Auswertung
Überwiegend a): Cool. Kritik ist immer willkommen. Schön, dass du dich mit dem Feld auseinandergesetzt hast. Wir brauchen Menschen wie dich.
Überwiegend b): Nicht zielführend, merkste selber, ne? Es sei denn, dein Ziel ist ein destruktiver, wütender Mob mit Fackeln und Mistgabeln und eine gestörte Kommunikation zwischen Wissenschaft und Außenwelt. Und Forscher, die Angst haben, ihre Arbeit transparent zu machen. Und aus Furcht vor Morddrohungen ihre Labortüren geschlossen halten, was wiederum nach außen hin den Eindruck erweckt, dass dahinter fiese Sachen ablaufen.
Durch die Behauptung, diese Forschung würde nichts bringen, umgehst du die eigentliche moralische Frage: Rechtfertigt der Erkenntnisgewinn das kontrollierte Leid anderer Wesen? Du machst es dir zu einfach.
Tipps: Probiere doch mal ein paar Verhaltensweisen von a)
Quellen und erwähnte Links in Reihenfolge des Erscheinens, Stand 15.04.2018, 11:23
[1] Ärzte gegen Tierversuche – Herz aus Stein
[2] Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin – Kein „Herz aus Stein“ – PRESSEMITTEILUNG NR. 8 / 11. APRIL 2018 / BERLIN